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Der amtierende Welt- und Europameister im 24-Stunden-Lauf Florian Reus, hier beim Zieleinlauf der Halbmarathon-Strecke am 12. Juli und im Gespräch mit dem 2.Vorsitzenden Hasan Kurt des Stadtlauf-Vereins Eschborn nach der Siegerehrung.
Florian ist bereits das zweite Mal dabei, was hat ihm dieses Jahr besonders gefallen?
„Die tolle Orga und die Atmosphäre auf dem Rathausplatz waren wieder bemerkenswert. Der Eschathlon ist eine gute Mischung zwischen einem größeren Lauf-Event, aber auch ein Stück weit familiär durch die Kinderläufe.“

Hallo Florian, der zweite Eschathlon ist zu Ende, warst du mit deiner Halbmarathon-Zeit beim Ziel-Einlauf zufrieden?
Ich bin mit dem Podiumsplatz sehr zufrieden, da ich mich bei meinen Ultramarathonläufen schon immer ziemlich mit irgendwelchen Zielzeiten stresse, ist beim Eschathlon mein wichtigstes Ziel, möglichst viel Spaß auf und neben der Strecke zu haben und genau das hatte ich heute. Außerdem wollte ich den Lauf eher als Tempotraining nutzen, die Zeit ist da am Ende dann nicht ganz sooo wichtig. (Anmerkung der Redaktion: Florian kam mit 1:19:00 auf Rang drei)

Von welchem Beruf hast du als Kind geträumt?
Mein absoluter Traumberuf war es, Profisportler zu werden. Wie bei den allermeisten Jungs stand da die Fußballkarriere ganz oben auf der Wunschliste.

Was war deine erste Sportart oder der erste Kontakt mit Sport?
Mein erster Kontakt mit dem aktiven Sporttreiben war der Fußballverein, in den ich im Alter von 6 Jahren eingetreten bin.

Florian, wie oft und wie lange betreibst du durchschnittlich Sport pro Woche?
Da ich auch in meinem Studium mit Sport zu tun habe, können da neben dem üblichen Lauftraining schon einige Stunden zusammenkommen. In einer normalen Woche gehen da etwa 15 Stunden drauf, wenn ich mich in der Vorbereitung auf einen 24-h-Lauf befinde, können das in Extremfällen aber schon auch mal mehr als 25 Stunden sein.

Wie sieht dein typisches Power-Frühstück am Wettkampftag aus?
Mein Standardfrühstück vor Wettkämpfen sind Brötchen mit Honig, aber ohne Butter. Dazu gibt es als überzeugter Kaffee-Junkie natürlich auch am Wettkampftag eine Tasse Kaffee.

Welchen Teil deiner Zeitung oder welchen Online-Teil (Smartphone oder Tablet) liest du täglich zuerst?
Bei Online-Medien rufe ich morgens meistens zuerst die Wettervorhersage auf, bevor es dann natürlich mit Sport weitergeht.

Was gönnst du dir nach einem erfolgreichen Wettkampftag?
Da ich, vor allem in der Zeit der Vorbereitung auf wichtige Wettkämpfe, ziemlich stark auf meine Ernährung achte, lasse ich nach einem erfolgreichen Lauf auch mal „Fünfe gerade sein“, indem ich mir Softdrinks ohne Mengenbegrenzung gönne.

Was kann dich vom Sport-„Fernsehen“ abbringen?
Da ich kein großer Fernsehschauer und im Moment auch gar nicht im Besitz eines Fernsehers bin (spart viel Zeit) erübrigt sich das fast von selbst. Für den Fall, dass ich mir doch mal eine Sendung im Online-Livestream anschaue, handelt es sich eigentlich fast ausschließlich um Sportbezug.

Was macht den Eschathlon für dich so attraktiv?
Für mich ist der Eschathlon ein nettes heimatliches Kontrastprogramm zu meinen sonst deutlich längeren Wettkämpfen.

Wie sollten Kinder und Jugendliche generell an Sport oder speziell an Laufen herangeführt und dauerhaft begeistert werden?
Mit großer Sicherheit ist ein Dauerlauf nicht gerade die attraktivste Form des Sporttreibens für Kinder. Dementsprechend sollte man den Laufsport, z.B. in Verbindung mit einem Naturerlebnis, auf spielerischer Art den jungen Leuten näher bringen. Allgemein ist es für Kinder wohl deutlich spannender vielfältige Bewegungserfahrungen durch eigenes spielerisches Ausprobieren kennenzulernen, als lediglich vom Lehrer oder Trainer vorgegebene Übungen „abzuarbeiten“.

Welche (sportliche) Schlagzeile würdest du gern über dich lesen?
„Florian Reus verbessert den seit fast 30 Jahren bestehenden Deutschen Rekord im 24-h-Lauf auf über 277 Kilometer!“

Mit welchem Sportler würdest du gern einmal die Rollen tauschen?
Da es in einer Randsportdisziplin, wie ich sie betreibe, nicht immer einfach ist, Studium/Job und Leistungssport unter einen Hut zu bekommen, würde ich manchmal schon ganz gerne mit Sportlern aus einer stark professionalisierten Sportart, wie dem Fußball, tauschen. Wenn ich genauer darüber nachdenke, bin ich aber schon ganz zufrieden wie alles ist, da es ja das Wichtigste ist, die Dinge, die einen faszinieren, mit viel Leidenschaft ausüben zu können!

Profil – WELTMEISTER 2015 im 24-h-Lauf, ULTRALÄUFER & begeisterter ESCHATHLON-LÄUFER: Florian Reus
Seit April dieses Jahres gibt es mit Florian Reus auch einen Weltmeister im Main-Taunus-Kreis. Diesen Titel holte er sich bei der im italienischen Turin ausgetragenen WM im 24-Stunden-Lauf. Dabei legte er 263,9 Kilometer, was ungefähr die 12,5-fache Distanz der längsten Eschathlon-Strecke entspricht, innerhalb eines Tages laufend zurück, um sich gegen die Konkurrenz aus über 40 Nationen durchzusetzen. Für den 31-Jährigen hat sich nach mehreren Podiumsplätzen bei den vergangenen internationalen Meisterschaften so etwas wie ein sportlicher Lebenstraum erfüllt. Für diesen Traum hat er mehr als ein Jahrzehnt Anlauf genommen, denn seinen ersten Ultramarathon über 100 Kilometer ist er bereits im Alter von nur 19 Jahren gelaufen.
Wenn Florian nicht laufend unterwegs ist, studiert er an der TU Darmstadt den Masterstudiengang „Sportmanagement“. Das Studium und der Job seiner Freundin, die in Eschborn arbeitet, ist auch der Grund, warum es den gebürtigen Würzburger nach Hessen verschlagen hat. So lebt er seit mittlerweile etwa vier Jahren in Sulzbach. Genau wie seine Sportart als relativ exotisch zu bezeichnen ist, arbeitete er zuvor als Weinküfermeister auch in einem seltenen Beruf.