Foto (v.l.n.r.): Bürgermeister Adnan Shaikh, die Zeitzeugen des Recherche-Teams: Walter Mirwald, Brigitte Kuchinke, Monika Rendel und Horst Knoke sowie der Initiator und Projektleiter der digitalen Aufarbeitung „30Ygeher“ Jürgen Wrona
Der Bürgermeister bedankte sich beim Recherche-Team des Projektes „30Ygeher“
Im Rahmen einer kleinen Runde am 6. April im Eschborner Rathaus bedankte sich Bürgermeister Adnan Shaikh bei Jürgen Wrona und seinem Recherche-Team für die sehr wertvolle Aufarbeitung der Eschborner Geher-Sportgeschichte. Jürgen Wrona hatte vor mehr als zwei Jahren die Koordination des Projektes „30Ygeher: Dokumentation der goldenen Geher-Sport-Ära in Eschborn“ übernommen. Bürgermeister Adnan Shaikh: „Ein wirklich umfassendes Projekt, das vordergründig der ehrenamtlichen Arbeitsleistung des Recherche-Teams geschuldet ist. Die digitale Aufarbeitung dieser 30-jährigen Epoche (1963-1993) ist nun ein einzigartiger Teil der Eschborner Geschichte“.
Jürgen Wrona bedankte sich ebenfalls mit seinem Projekt-Fazit für das tolle Team-Engagement und für die wunderbare Zusammenarbeit. Er erzählt: „Das Projekt begann für mich quasi mit der initialen Fragestellung eines Zuschauers vor über drei Jahren beim Eschathlon: Was gab es früher schon mal und sogar besser…, also ein größerer Sport-Event wie der Eschathlon? Ich wusste zunächst nicht, um was es sich da handeln könnte, da absolut nichts im Internet zu finden war.“ Der Bericht „Aufarbeitung auf der Zielgeraden“, gibt nun Antwort auf diese Fragen.
Jürgen Wrona: „Nach den ersten Erkenntnissen zu dieser grandiosen Geher-Sportgeschichte stand für mich nicht die Frage im Raum, ob ich die Recherche machen will, sondern wie? Also wie man diese 30 Jahre (gespickt mit deutschen und internationalen Wettkämpfen in Eschborn) idealerweise für die Ewigkeit aufarbeiten kann.
Das Ergebnis “Bericht und Zeitzeugenvideos”!
Entscheidende Schritte machten wir dann mit dem Recherche-Team (siehe Foto), wir fanden uns nacheinander im Laufe des ersten Jahres mit der Unterstützung des Turnvereins TVE. Aus heutiger Sicht waren es intensive zweieinhalb Jahre der vielschichtigen Recherche. Wir haben teilweise bis zu einem halben Jahr mit unzähligen Telefonaten bzw. Besuchen vor Ort nach Zeitzeugen gesucht (ohne Kontaktdaten im Internet) und diese letztendlich auch mit viel Energie gefunden. Wir sind dafür quer durch Deutschland gefahren und haben auch Rückschläge erleben müssen. Zum Beispiel, weil wir in drei Fällen vor den Interviews mit bekannten Sportlern schmerzlich erfahren mussten, dass diese kurz vor dem Termin leider viel zu früh verstorben waren. Aber unsere Leidenschaft hat uns immer wieder beflügelt, um weiter zu machen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Das Ergebnis macht uns und mich stolz und auch die Stadt Eschborn sowie die Eschborner Bürgerinnen und Bürger können stolz im Rückblich auf diese Epoche sein. Freuen Sie sich also auf eine sehr emotionale Zeitreise, die die Highlights sehr kurzweilig mit Videos und Berichten aufzeigt und für Insider und Interessierte noch weitere Details und Fotosammlungen mit dauerhaftem Zugriff zur Verfügung stellt. Jetzt, 60 Jahre nach der ersten Deutschen Meisterschaft der Leichtathletik im Gehen 1963 in Eschborn und 30 Jahre nach dem letzten Länderkampf 1993 (mit 11 Nationen) in unserer Stadt, freuen wir uns auf die Veröffentlichung der 30-jährigen Geher-Sportgeschichte.“
Jürgen Wrona: „An dieser Stelle darf ich mich recht herzlich bei allen Beteiligten bedanken, die zu diesem Werk beigetragen haben. Vor allem beim Recherche-Team, den weiteren Zeitzeugen, der Stadt Eschborn, dem Stadtarchiv und dem professionellen Videoproduzenten sowie allen Eschborner Bürgerinnen und Bürgern, die mit Broschüren, Fotos und Videos für eine quasi lückenlose Dokumentation gesorgt haben.“
Eschborn – das einstige Mekka des Geher-Sports
Eschborn kann auf eine große Leichtathletik-Epoche zurückblicken. Sie machte den damals kleinen Ort im Osten des Main-Taunus-Kreises mit zahlreichen internationalen Wettbewerben und vielen Deutschen Meisterschaften weltweit bekannt und erhielt das Prädikat „Mekka des Geher-Sports“. Eine Recherchegruppe um den Mitorganisator des Eschathlon-Laufes, Jürgen Wrona, hat 30 Jahre nach dem Ende dieser Epoche diese Ereignisse in einer digitalen Dokumentation, die bundesweit auf große Resonanz stieß, neu aufleben lassen.
Nach dem Ende dieser umfangreichen Arbeit zogen die Mitglieder des Rechercheteams und etliche Zeitzeugen im Vereinsheim des Turn- und Rasensportvereins Niederhöchstadt Bilanz. Eschborns Bürgermeister Adnan Shaikh dankte dabei allen, „die dazu beigetragen haben, 30 Jahre Gehen in Eschborn in die Erinnerung zurückzurufen“.
Mit einem fröhlichen Augenzwinkern berichtete der Bürgermeister, dass er 1973, als er auf dem Wickeltisch lag, erfahren habe, dass auf dem Eschborner Rundkurs Bernd Kannenberg deutscher Meister im 50-Kilometer Gehen und Lutz Philipp deutscher Meister im Marathonlauf wurden.
Shaikh ist am 12. April 1973 geboren. Als ihm Jürgen Wrona vor drei Jahren sein Anliegen vortrug, sagte der Bürgermeister sofort die Unterstützung der Stadt zu. Er hat sich rasch in die für ihn zunächst fremde Materie eingearbeitet, ist in den Videos mit Grußbotschaften zu sehen und zu hören bewertet heute die Zeit, als viele Athleten nach Eschborn kamen, so: „Die Bürgerhaben damals Herzen und Türen geöffnet für die Sportler aus aller Welt.“
Shaikh erinnert an den verstorbenen „Spiritus Rector“, den früheren Vorsitzenden des Turnvereins und Stadtverordneten, Dieter Pawlak, der in der Jugend Geher war und Eschborn als weit vernetztes Organisationstalent zur Veranstaltungshochburg dieser Sportart machte. Pawlak hatte es zum Beispiel geschafft, dass der langjährige Fraktionsvorsitzende der FDP im Deutschen Bundestag, Wolfgang Mischnick, die Schirmherrschaft für die Geher-Veranstaltung übernommen hatte und der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher mit dem Hubschrauber nach Eschborn kam und eine Siegerehrung für den internationalen Lugano-Cup-Wettbewerb übernahm.
Jürgen Wrona begrüßte beim Bilanzabend „als wichtigsten Gast“ Pawlaks 89 Jahre alte Witwe Marianne Pawlak, die in Bensheim an der Bergstraße lebt und seit 30 Jahren nicht mehr in Eschborn war. Sie hat die Stadt nicht wiedererkannt, als sie Sohn Dirk durch die Straßen chauffierte, lebte dann aber auf, als sie die Wegbegleiter von einst traf.
Jürgen Wrona hatte mit seiner Frau das TuRa-Vereinsheim liebevoll mit vielen Erinnerungsgegenständen aus der Geher-Epoche drapiert. Als Marianne Pawlak auf dem gedeckten Kaffeetisch auf der Serviette das frühere Eschborner Geher- Logo sah, sagte sie: „Das kenne ich. Das haben wir früher auf jeden Koffer geklebt.“
Marianne Pawlak schwelgte mit den Zeitzeugen der 30-jährigen Geher-Ära Monika Rendel, Brigitte Kuchinke und Horst Knoke in Erinnerungen und genoss Ausschnitte der Filme und Interviews der digitalen Aufarbeitung.
Zu Gast waren auch Meistergeher früherer Jahre von der Frankfurter Eintracht. Der Kelkheimer Walter Drössler, der in Eschborn 1973 Deutscher Mannschaftsmeister auf der 50 Kilometer-Strecke wurde, und Torsten Zervas aus Falkenstein, der einst gerne auf Eschborns Straßen unterwegs war. Der spätere Marathonläufer, Duathlet und Triathlet wurde im Olympiajahr 1988 deutscher Meister im 20 Kilometer Gehen in 1:25:24 Stunden. Das ist noch immer hessischer Rekord. Zervas ist heute Verwaltungsleiter der Volkshochschule Main-Taunus in Hofheim.
Autor: Walter Mirwald
Foto (v.l.n.r.): Walter Mirwald, Walter Drössler, Horst Knoke, Brigitte Kuchinke, Torsten Zervas, Marianne Pawlak, Dirk Pawlak, Monika Rendel und Jürgen Wrona (jeweils von links)