LD_Manfred_Klittich2019_Mai_KombibildManfred Klittich, möglicherweise der älteste Triathlet Deutschlands, ist 2019 das erste Mal beim Eschathlon dabei. So will er 40 Jahre Wohnsitz in Eschborn würdigen. Bei der Sportlerehrung der Stadt Eschborn ist er schon lange Dauergast, als Altersklassensieger im Triathlon auf nationaler und internationaler Ebene, auf kürzeren und längeren Distanzen. Sein größter Erfolg bisher: 2008 Doppelsieg auf Hawaii: Ironman-WM auf Big Island und eine Woche später auf der Nachbarinsel Maui die Cross-Triathlon-WM! Aber auch dieses Jahr war Manfred auf der Bühne in der Stadthalle, und das, obwohl 2018 nicht so erfolgreich war.

Lieber Manfred, was war los in 2018?
Das Leiden begann im Oktober 2017: Bandscheibe rechts. Dann konnte ich nur noch mit Schmerzen die Sprint- und Kurdistanzen absolvieren: Kinzigtal, Heidesee und Freilingen standen auf dem Programm wegen der Qualifikation für die EM und WM. Aber es kam anders, im Juni. 2018 Bandscheibenvorfall links – jetzt ging gar nichts mehr, höllische Schmerzen, ich wollte nicht mehr leben. Eine OP war erforderlich und verlief erfolgreich. Nach 6 Wochen war alles wieder gut. Im September 2018 konnte ich immerhin wieder locker zum Saisonausklang den Jedermann-Triathlon in Bad Sobernheim absolvieren

Bei Deinem ersten Eschathlon hast Du Dich für die 10 km Strecke angemeldet. Welche Zielzeit möchtest Du nach Deinem Lauf auf dem Display sehen? Startest Du davor noch woanders und welcher Lauf oder Wettkampf wird das sein?
Für die 10km beim Eschathlon habe ich mir vorgenommen, unter 70 Minuten ins Ziel zu kommen. Davor war ja noch die Velo Tour hier am 1. Mai auf dem Programm, die 40 km Skyline-Runde habe ich in 1:19:58 locker absolviert. Und auch noch einige Triathlon-Wettbewerbe stehen an: am 5. Mai in Buchen, am 19.Mai Challenge Heilbronn Sprint, am 26.Mai Kinzigman, und am 10. Juni noch der Woog-Sprint in Darmstadt; alles, wenn nix dazwischen kommt.

Was ist Deine „Lieblings-Lauf-Distanz“ für Dich im normalen Trainingsalltag?
Derzeit laufe ich so etwa 22 km/Woche: Grundlagenlauf 14 km bei Tempo 8 min/km, zu steigern bis auf 20 km. Dazu kommen etwa 7 km bei Tempo 7 min/km jede Woche. Alle 2 Wochen ein Berglauf oder Intervalltraining mit 1km Intervalle <6 min/ km. Außerdem schule ich die Tempohärte mit Intervallen von 200m bei maximaler Herzfrequenz.

Den Gesamtumfang steigere ich dann bis zum Sommer auf 30 km/Woche.

Für einen Ironman-Triathlon musst Du sicher einiges an Zeit in die Vorbereitung investieren. Wie oft und wie lange betreibst Du im Moment durchschnittlich Sport pro Woche? Machst auch mal eine Ruhepause?
IRONMAN mache ich keine mehr. Dafür bin ich zu kaputt. Nur noch Sprint und Kurzdistanz. Dafür trainiere ich über Winter 3 bis 6 Stunden pro Woche. Jetzt erfolgt die Steigerung bis zum Saisonhöhepunkt auf 8 bis 12 Stunden/Woche. Früher für den IRONMAN waren es gut und gerne14 bis 20 Stunden/Woche. Früher habe ich einen, jetzt 2 Ruhetage/Woche eingeplant.

Hörst Du beim Training auch hin und wieder Musik? Was ist denn derzeit Dein Lieblingssong für deine Lauf-Playlist? Oder hast Du ein Lied im Kopf, bei dem Dir ein besonders Wettkampf-Erlebnis in den Sinn kommt?
Musik höre ich beim Training nicht. Da das Gehirn gut durchblutet ist, sammle ich Gedanken. Früher hatte ich immer einen Recorder dabei, damit nichts verloren ging. Heute ist alles nicht mehr so wichtig.

Ich habe schon gelesen, dass der Millennium-Marathon in Neuseeland der Beginn des Ausdauersports für Dich war? Was war Dein erster Kontakt mit dem Laufen? Und wie bist Du zum Triathlon gekommen?
Bis zu meinem 63ten Lebensjahr habe ich nur Zweck- und Gesundheitssport betrieben: Mit dem Radel ins Büro und sonntags 10 bis 15 km joggen, im Urlaub Bergsteigen und später Windsurfen.

Mein erster Lauf-Wettkampf war der Kelkheimer Halbmarathon am 05.09.1999 in 146:51. Das war Platz 5 in der M 60. Später habe ich die vor mir Liegenden alle eingeholt. Meine HM-Bestzeit 1:35 h.

Beim Millennium-Marathon in Neuseeland traf ich die beinamputierte Sarah Reinertsen, die von ihrem Traum IRONMAN Hawaii schwärmte. Ich dachte auch während meiner Berufsjahre darüber nach, als ein Mitarbeiter davon erzählte, hielt es aber für ausgeschlossen, selbst diese Tortur überstehen zu können. Es bedurfte Sarahs Inspiration, um ein solches Unterfangen für realistisch einzuschätzen. Auf dem Heimweg im Flieger ließ mich der Gedanke nicht mehr los. Es folgte mein erster Jedermann am 25. Juni 2000 am Rebstock-Weiher Frankfurt in 1:23 h.

Gibt es eine besondere Geschichte/Ereignis, das Dich zum Ausdauersport gebracht hat bzw. warum Du dabeigeblieben bist?
Erst zwei Kollegen, die – damals noch außergewöhnlich – von ihren Marathonerlebnissen erzählten. Später, wie gesagt Sarah Reinertsens Zuversicht. Wenn die das mit einem Bein für möglich hält, wieso sollte das nicht für mich mit zwei nicht möglich sein?https://www.youtube.com/watch?v=oLdi0hMkinM
Ich war voller Bewunderung.

Wie sollten Kinder / Jugendliche oder auch Ältere generell an Sport oder speziell an Laufen herangeführt / dauerhaft begeistert werden?
Ihnen tolle Geschichten erzählen.

Beim Radrennen rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt bist Du ja schon des Öfteren mitgefahren. Was macht jetzt den Eschathlon attraktiv für Dich?
Ich wollte eigentlich als Eschborner schon immer mal an den Start gehen, wurde aber aus Termin- oder Gesundheitsgründen immer wieder daran gehindert. Nun hast Du mich bei der Sportlerehrung inspiriert, auch wenn der Termin wieder etwas ungünstig liegt.

Wie gehst Du mit Wettkämpfen um- wie sieht z.B. dein Powerfrühstück aus, was sind Deine Vorbereitungstipps und was gönnst Du Dir, wenn der Wettkampf erfolgreich gemeistert ist?
Zum Frühstück ein Gel, nach dem Wettkampf ein Gel, eine Banane, ein Apfel, ein Protein-Trink und als Belohnung eine Bratwurst und was vom Kuchenbuffet.

Was hat sich in Deinem Leben grundlegend geändert, seitdem Du Sport machst?
Eigentlich nicht viel. Ich war schon immer ein Ehrgeizling, Das Erfolgsstreben verlagerte sich nur vom Beruflichen zum Sport.

Wie beschreibst Du Deine sportliche Einstellung ganz allgemein?
„Immer alles geben“ und damit so viel wie möglich aus dem kurzen Leben herausholen, um dann total verbraucht ins Grab zu fallen.

Lieber Manfred, vielen Dank für das Interview! Super, dass Du Dich auch von gesundheitlichen Rückschlägen nicht entmutigen lässt. Wir wünschen Dir viel Erfolg für 2019! Toll, dass Du dieses Jahr am 16.06. dabei bist, auch wenn Du inzwischen seltener in Eschborn bist. Wir werden sicher noch anderswo von Dir lesen und wer will, kann ja auch auf Facebook mitlesen, wie es so läuft. Vielen Dank für die Hinweise zum Nachlesen, denn sicher wollen viele mehr erfahren, als wir in diesem Läuferdialog wiedergeben können.

Links von Manfred:

 

Zu den bevorstehenden Triathlon-Wettbewerben:

 

Autorin: Marlis Sieburger