LD_Gesamtbild_2018_0419_Silke_DonigHallo Silke, als Pacemakerin für die 1:59 Stunden beim Halbmarathon des Eschathlons 2017 hast Du bereits einigen Läufern helfend zur Seite „gestanden“ oder besser gesagt „gelaufen“.
Nun planst Du sogar, Lauftherapeutin zu werden. Eine spannende Sache!

Was steckt dahinter?
Ja, jetzt im April starte ich eine Weiterbildung zur Lauftherapeutin am Deutschen Lauftherapiezentrum in Bad Lippspringe. Die ehrenvolle Aufgabe als Pacemakerin beim Eschathlon macht mir sehr viel Spaß und ich mag es sehr, mit Menschen gemeinsam unterwegs zu sein und sie mit meiner Laufbegeisterung anzustecken und zu ermuntern. Schon seit 2 Jahren überlege ich, wie ich das für mich beruflich nutzbar machen kann und bin sehr gespannt, wie sich dieser Weg für mich weiterentwickelt.

Bei Dir stimmt es wirklich, wenn Leute behaupten: Sie ist ständig „on the run“! Bei Deiner Liebe zum Laufen hast Du in der letzten Zeit viele neue Ideen umgesetzt oder planst sie.
Ultraläufe und Streak-Runnning sind da als Beispiele zu nennen.

Was reizt Dich an diesen neuen Herausforderungen?
Mein persönliches Motto ist „laufend erspüre ich das Leben“. Das hat viel mit meiner persönlichen Geschichte zu tun. Ich bin Betroffene von Gewalt und Missbrauch im Elternhaus und lebe mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Noch vor wenigen Jahren habe ich mich kaum vor die Tür getraut, hatte ständig Alpträume und viele Ängste blockierten meinen Alltag. Mit viel Therapie bin ich heute recht stabil. Das Laufen ermutigt mich, mir immer mehr Freiraum zu eröffnen, mich selbst und meine Möglichkeiten erspürbar zu machen und meinen Platz unter Menschen zu finden.
Ich laufe bewusst seit 2014, eher als Ersatz zum damaligen Nikotinentzug, und es ist eins der größten Geschenke, die mir passieren konnten. Ich darf mich in einem fitten, gesunden Körper erleben, der sehr zäh und ausdauernd „on tour“ sein kann.
Aber ich bin nicht sehr ehrgeizig und habe wenig Biss „hartes Tempo“ zu laufen. Wie sollte ich das aber wissen, wenn ich nicht alles mal getestet habe? Starre Pläne und jeden Tag laufen, rauben mir den Spaß an der Sache, habe ich erspürt und lasse es bleiben. Mich lange durch wundervolle Landschaften zu bewegen hingegen öffnen Herz und Seele und tun mir einfach gut.
Deswegen sehe ich das nicht als Herausforderungen, sondern eher als Kennenlernen neuer Wege, die ich weiterverfolgen kann, oder eben auch wieder verlasse.

Wie oft und wie lange betreibst Du durchschnittlich Sport pro Woche?
Uiii, ich glaub da kommen bei mir ca. 10-15 Stunden zusammen manchmal. Viele Stunden mit Laufen, mal radelnd, gern Trampolin hüpfend, ein bissl Gymnastik und was mir grad so in den Sinn kommt.

Welche Zielzeit möchtest Du bei Deinem nächsten Lauf auf dem Display sehen und welcher Lauf wird das sein?
Für dieses Jahr verfolge ich keine festen Zielzeiten. Mein großes Ziel ist der „Rennsteig Nonstop“ Ende August. Fast 170 km durch den Thüringer Wald – da heißt es dieses Jahr: „Ausdauer, Ausdauer, Ausdauer“ und keine Muskeln, Sehnen, Bänder unnötig verärgern. „Glücklich und gesund ankommen“ ist das Motto und für dieses für mich recht anspruchsvolle Ziel heißt es konsequent zurückhaltend zu bleiben und neue Bestzeiten auf nächstes Jahr zu verschieben.
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Wie gehst Du mit Wettkämpfen um- wie sieht z.B. dein Powerfrühstück aus, was sind Deine Vorbereitungstipps und was gönnst Du Dir, wenn der Wettkampf erfolgreich gemeistert ist?
Wettkämpfe sind für mich oft das Zusammentreffen liebgewonnener Freunde und ich laufe auch mal ganz gern entspannt im Schlussfeld mit, z.B. mit kleinen Boxen mit Musik im Gürtel. Ich bin im Sommer fast jedes Wochenende bei irgendwelchen Laufveranstaltungen – da schaue ich mir vorher sehr dosiert ein paar Läufe raus, wo ich etwas auf Tempo gehe. Dafür ist mein derzeit als bestes gefundene Frühstück Dinkeltoast mit Zimthonig und Apfelringen.
Meine dauerhafte Belohnung und gleichzeitige Motivation ist Eis. Ein fetter Eisbecher nach ́nem langen Lauf, … schwelg… ja, da ist ja auch der Eschathlon vorzüglich positioniert, um für die Belohnung danach Sorge zu tragen.

Du verkleidest Dich auch gerne bei offiziellen Läufen. Einfach zum Spaß in der Gruppe oder steckt auch hier wieder eine besondere Idee dahinter?
Nein, keine besondere Idee. Ich kenne einfach nur auch die sehr dunklen Seiten des Lebens und möchte mir und anderen gern in Erinnerung rufen: „Hey, hab ́ Spaß und genieße das Leben, Dein großes Hobby Laufen und das Zusammensein mit anderen!“

Was ist denn derzeit Dein Lieblingssong für deine Lauf-Playlist?
Da hab ́ ich nix Bestimmtes…

Was war Dein erster Kontakt mit Sport bzw. mit dem Laufen?
Früher war Laufen eher nur eine Fluchtreaktion, ganz impulsiv, wenn ich Panikattacken hatte oder die Bilder der Vergangenheit mich quälten und ich vor Unruhe nicht wusste wohin mit mir.
Bis 2013 war ich auch noch starke Raucherin und hätte wohl ein regelmäßiges Training gar nicht hinbekommen. Seit 2014 bin ich rauchfrei und habe eher aus der Not mit dem Laufen jeden Tag begonnen und durfte nach einigen Stolpersteinen erfahren, welches Lebenselixier es für mich ist.

Bildschirmfoto 2018-04-22 um 19.28.07Was hat sich in Deinem Leben grundlegend geändert, seitdem Du Sport machst?
Ich habe Kontakt zu meinem Körper bekommen. Ich glaube, Menschen mit Missbrauch im Hintergrund kämpfen sehr damit – bei mir war es jedenfalls so – und es gibt immer wieder einmal Tage, wo es sehr schwer ist, mich und meinen Körper zu mögen und seine Bedürfnisse zu spüren. Aber ich mag, wie kraftvoll ich mich nun wahrnehme, wie meine Lebensenergie in mir sprudelt.
Ein wenig schwer fällt es mir nach wie vor, auch einmal zu entspannen, Pausen zu machen und los zu lassen.

Was macht den Eschathlon attraktiv für Dich?
Das tolle Orgateam, die gute Stimmung und die Strecke um Eschborn laden mich immer gern ein teilzunehmen und auch gern als Pacemakerin mit dazuzugehören. Und ich finde das T-Shirt graphisch jedes Jahr super schick.

Wie sollten Kinder / Jugendliche generell an Sport oder speziell ans Laufen herangeführt / dauerhaft begeistert werden?
Ich kenne kaum Kinder, die nicht einen angeborenen Bewegungsdrang haben. Es sollte unsere Aufgabe sein, ihnen die Möglichkeit zu geben sich damit auszuprobieren und zu entfalten. Ob es Laufen, Radfahren, Turnen, Skaten usw. ist, Bewegung mit Spaß ist ein unermessliches Gut für die persönliche Gesundheit. Daher finde ich es schön, dass auch der Eschathlon für die Kinder ein Programm bietet.
Wie beschreibst Du Deine sportliche Einstellung ganz allgemein?
„Laufend erspüre ich das Leben“ und „Bewegung fördert die Lebensqualität und das Miteinander“

Herzlichen Dank für Deine ehrlichen und berührenden Antworten, Silke! Deine Geschichte und die Art und Weise, wie Du den Sport für Dich lebst und er Dir hilft, ist schön zu erfahren.
Wir vom Team Eschathlon wünschen Dir außerdem viel Erfolg, dass Du als Lauftherapeutin auch andere Menschen mit Deiner Energie und positiven Einstellung anstecken wirst!

Links:
https://www.eschathlon.de/unsere-sechs-pacemaker-fuer-den-eschathlon- 2017/
https://statistik.d-u-v.org/getresultperson.php?runner=760169